Samstag, 24. Januar 2015

Tasmania




Den letzten Monat war ich sehr viel unterwegs. Kaum an einem Ort verbrachte ich mehr als 4 Nächte bevor es weiterging. Nun aber alles etwas der Reihe nach.

Am 23.12 reiste ich ab nach Wodonga (Victoria) wo ich 3 Tage verbrachte. Die Stadt etwas im Landesinneren gelegen war „nur“ 4 Autostunden von Canberra entfernt. Untergebracht war ich bei der Familie Läubli-Nuttli, welche ich bereits aus den Langlauflagern in Zuoz kannte. Sie waren von Jahren dahin ausgewandert. Vielen Dank für die Unterkunft! Dort absolvierte ich zwei super schwierige OL-Trainings im Kangaroo crossing und Rowdy Flat (altes Goldminenabbaugebiet) wie auch einen Tagesausflug mit ihnen auf den Mt. Buffalo. Weihnachten verbrachten wir im sehr kleinen, aber angenehmen Rahmen.
Training im Rowdy Flat
Danach ging es weiter nach Ballarat wo ich bei der OL-Familie Lawford wohnen durfte. Danke auch für diese Unterkunft! Wir absolvierten alle den 3 Tage-OL: „Warm Up for Tassie“, welchen sehr Spass machte in den interessanten Wäldern. Mit meinen Resultaten war ich eigentlich sehr zu frieden. Besonders der Sprint im Wald war eine super Sache. Auch dieser war im alten Goldabbaugebiet und so sehr technisch im hohen Tempo.
Von da ging die Reise dann langsam weiter nach Sydney. Wobei langsam definitiv das richtige Stichwort ist. Zuerst strauchelte ich in Melbourne mehr als erwünscht. Nach einer 45min fahrt 180° in die falsche Richtung auf der falschen Strasse (Zudem ist Princes Fwy nicht gleich Princes Hwy), brauchte ich danach noch 3 Anläufe, bis ich endlich mitten in der Stadt den Weg zurück auf den Freeway fand. Endlich aus der Stadt besuchte ich verschiedene Sehenswürdigkeiten, bis ich auf meine Kollegen Beat und Phippu traf. Mehr oder weniger gemeinsam nahmen wir die Reise dann unter die Räder. Selbst der erste Stau, welchen ich in Australien sah und uns wohl ca. 30min kostete konnte uns nicht bremsen. So kamen wir dann am 30.12 am Abend in Sydney an und checkten in unser Hotel ein und Urs als nächster Mitreisender stieg dazu. Etwas Zeit für Sightseeing blieb bevor es ein letztes Mal im alten Jahr ins Bett ging.
Boardwalk Sale



Three sisters
Am nächsten Tag hiess es dann nämlich früh aufstehen. Bereits um 10 Uhr am Morgen nahmen wir unsere Plätze gegenüber dem Opera House und der Harbour Bridge für das grosse New Bears Eve ein. Von da an hiess es warten und warten. Wir vertrieben die Zeit mit Jassen oder anderen Spielen, bis es endlich losging. Das kleine Feuerwerk um 9 Uhr machte zumindest Lust auf mehr. Pünktlich um Mitternacht ging das lange erwartete Spektakel dann schliesslich endlich los. Pompös, aber auch etwas kurz (12min) für die lange Warterei, wurde einiges an den Himmel und von der Brücke gezaubert. Nach dem finalen Schlussbouquet ging es dann an die sehr mühsame Rückreise in den völlig überfüllten Zügen. Solche Menschenmasse habe ich schon lange nicht mehr an einem Bahnhof gesehen. Dennoch ging es gesittet zu und her.
Sydney New Years Eve
Nach einer kurzen Nacht zog es uns am folgenden Morgen in die Blue Mountains. Die theres sisters standen heute auf dem Programm. Aber auch eine etwas längere Wanderung durch den steilen Wald. Am folgenden Tag krümmten wir uns die Finger dann nicht mehr allzu stark, denn die Reise an den Flughafen für nach Hobart (Tasmanien) stand schon bald an und von dort die ca 2.5 stündige Fahrt nach Launceston, die dritt älteste Stadt Australiens.
Sonnenuntergang auf dem Weg nach Launceston
Am 3.1 stand dann der erste Wettkampf in Tasmanien, der „kleinen“ Insel südlich vom Festland, an. Bereits am Morgenfrüh fanden wir uns mit allen Weltcup Läufern in der Quarantäne ein, wo ich rund 2h ausharren musste bis zu meinem Start. Die Bahn forderte einiges ab von den Läufern und so kam es, dass auch ich nicht fehlerlos durchkam. Besonders gegen das Ende schlich sich der eine oder andere Fehler bei mir ein. Dennoch bin ich mit dem Resultat zufrieden. Es war ein super Erlebnis, einmal die gleiche Behandlung wie die WC-Läufer zu erhalten. Ein ruhiger Startablauf ganz alleine und eine Zielschranke machte es zu etwas speziellem. Ungewohnt war die Entscheidung, welche man bereits vor dem Start treffen musste. Grosse oder kleine Postenbeschreibung lautete die Frage schon schnell. Nach dem Lauf gingen wir dann in die Cataract Gorge (Schlucht) für ein Bad.
Am nächsten Tag stand dann die Staffel auf dem Programm. Ich war auf dem Start, welcher sehr hektisch und unüberblicklich war. Ich hatte einen relativ sauberen Lauf, hatte aber etwas Mühe im aufgeforsteten Wald mit dem sehr hohen Farn, wobei die Posten und die Objekte teils fast nicht sichtbar waren.
Von Launceston ging es dann weiter nach Bicheno an die Ostküste, wo wir uns für 4 Tage einfanden. Neben dem Pinguinen anschauen und der Fütterung der Tasmanischen Teufel, wanderten wir auch auf dem Mt. Amos, um die Wineclassbay von oben zu sehen. Die Wanderung – oder doch eher der klettersteig- war extrem steil, die Aussicht aber dann fantastisch. Daneben gingen wir an zwei rennen der Oceania public races über die Mitteldistanz. Zumindest beim ersten zog ich einen rabenschwarzen Tag ein. Obwohl ich mich im Gelände wohl fühlte wollte es einfach nicht laufen. Im zweiten, welches ich eher als Training nahm lief es dann wieder viel besser. Dieser Wettkampf gefiel mir fast am besten, da man sehr oft gute Sicht auf das Meer hatte. 
Blow hole Bicheno
Wineclassbay vom Mt. Amos
Sonnenuntergang Bicheno
Tasmanischer Teufel (Tasmanian devil)

Baum an einer Mitteldistanz
Die Mitteldistanz des Weltcups war dann ein Kampf. Die vielen Bäume und Steine am Boden schränkten die Belaufbarkeit extrem ein. Ein Fehler zu Posten 1 (ich zog mein Route einfach nicht konsequent durch und schwenkte 30m vor dem Posten ab) und die falsche Routenwahl zu Posten 2 kosteten mich bereits viel Zeit. Danach lief es besser und besser. Besonders im sehr grünen Schlussteil fühlte ich mich sehr wohl. Mein Fazit blieb aber wegen den vielen Fehler eher durchzogen.
Das nächste Ziel hiess dann St. Helens. Nach einem Ruhetag stand die Weltcup Langdistanz auf dem Programm. 13.2 km und 415hm Steigung bei einer Siegerzeit von 90 bis 100min liessen die Belaufbarkeit nicht gerade als gut erahnen. Nachdem ich mich kurz in der Quarantäne eingefunden habe begab ich mich auf die holprige, eigentlich rund 30-minütige Busfahrt an den Start. Da aber uns mitten im Wald mitgeteilt wurde, dass die Strasse für den Bus nicht so tauglich sein wird, beschloss unser Fahrer zu wenden und eine andere Strasse zu nehmen. Mit zeitweise rund 100km/h blochten wir über die gravel road. Ich war schliesslich froh, endlich an einem Auslad angekommen zu sein. Posten 1 stufte ich nicht als zu schwer ein und machte mich bereits daran, die bald folgende 3.8km lange Postenverbindung vor zu lesen. Ein Fehler! Prompt suchte ich den ersten Posten, da ich einiges übersehen, resp. falsch interpretiert hatte. Bei diesem 8min Zeitverlust blieb es schlussendlich fast. Ich spulte den Rest relativ abgeklärt ab, aber nicht immer sehr sicher. Die Coaching Zone nutzen wir als einzige Public Race Läufer super und hatten unseren Coach ebenfalls vor Ort platziert und ausgerüstet. Bei der Routenwahl entschied ich mich übrigens schlussendlich für eine mittlere Variante. Mein Fazit viel etwas durchzogen aus. Wahrscheinlich wollte ich am Start etwas zu viel und nahm mich dem Routenwahlproblem etwas zu früh an. Bevor wir Bicheno aber verliessen ging es noch an die malerische Bay of Fires.
Bay of Fires
Bay of Fires
Beach an der Bay of Fires
Da für uns nun das Kapitel Oceania nun abgeschlossen war, fuhren wir weiter nach Hobart, die Hauptstadt Tasmaniens und angeblich zweit trockenster Ort Australiens. Letzteres wurde uns aber durch die Woche nicht wirklich bestätigt. Ein Besuch auf dem Mt. Wellington, eine interessante Übernachtung in einem Haus einer nicht anwesenden Familie und Shopping standen auf dem Programm. Nachdem ich meine Kollegen auf den Flughafen für ihre Wanderung gebracht habe ging ich es für mich weiter zu einer OL-Familie, welche ich aus Canberra kannte, für die Hobart shorts. 6 Wettkämpfe in 4 Tagen standen auf dem Programm. Die Laufzeit betrug jeweils etwa 35min. Langsam merkte ich definitiv die Belastung von den Wettkämpfen und die Resultate liessen etwas zu wünschen übrig. Fehler machte ich viel weniger, aber die Luft war einfach draussen. Ein Highlight bildete sicher der 2 Tag. Nachdem wir über Nacht den grössten Regen seit 3 Jahren hatten und den grössten seit 10 Jahren im Januar. Sämtliche Wege wurden zu Bächen und auch am Tag liess es nicht nach. Der zweite Wettkampf am Tag in den Sanddünen wurde bei waagrechtem Nieselregen und sehr starkem Wind (in der Schweiz würde man bei dem Wind wohl den Wettkampf absagen) durchgeführt. Ein super Gelände, aber die letzten Posten im grünen waren dann mehr Lotto. Mein Fazit von der shorts viel etwa so aus: Technsich lief es mir gut, läuferisch war ich zu kaputt. Organisatorisch war es ok, aber sicher keine Meisterleistung. Viele komische Bahnen mit fragwürdigen Posten und zudem die Karte nur auf normales Papier zu drucken ist immer auch etwas gewagt. Gut, der Bahnleger war auch immer der gleiche, für alle 6 Etappen. Ich hatte da eigentlich etwas mehr erwartet. 
Sicht vom Mt. Wellington auf Hobart
Von Hobart aus ging ich dann mit meinem coaching Schoolarship Vorfahren in Canberra, Lukas Funk, nach Maria Island. Diese Insel bildet sicher auch ein Highlight dieser Reise. In den zwei Tagen auf der Insel besuchten wir die Fossil Cliffs (alte Versteinerungen im Felsen), den Summit vom Bishop and Clerk zu Fuss, wie auch die Tour mit dem Fahrrad über eine intensive Strecke im Sand, zu den zwei langen Strände von Oyster Bay and Riedle Bay Und den Painted cliffs, welche man nur bei Ebbe bestaunen kann. Die Vogel- und Tiervielfalt auf der kleinen Insel war einfach genial. Besonders die Wombats haben es mir angetan. Von ihnen sah ich erst drei während dem OL bisher. Die Bootsfahrt zurück wurde wie bereits die Hinfahrt extrem wellig.  
Bishop and Clerk
Painted cliffs

Fossil cliffs
Wombat
Sonnenuntergang
Von da ging ich wieder zurück zu Beat und Phippu, welche noch während den Hobart shorts ihre Wanderung wegen dem grossen Regen abgebrochen haben. Wir fuhren via den Great Lake und unendlich lange gravel roads weiter zum Craddle Mountain. Glücklicherweise schossen wir bereits am Abend noch einige Bilder von ihm. Am folge Tag hatten wir dann keine Sicht mehr auf ihn. Bei kühlen Temperaturen, Nieselregen und Nebel absolvierte ich mit Phippu einen Longrun an seinem Fusse entlang. Gesehen haben wir ihn aber nicht. Von Craddle ging es weiter nach Sheffield und schliesslich nach Grindelwald. Nein, dies ist keine Verarschung. Ein Holländer angeblich, hat sich da eine kleine Schweiz geschaffen - Interessant. Auf dem Weg stoppten wir wie immer für die eine oder andere Wanderung, aber auch für einen Besuch im Platypus (Schnabeltier) Haus. Schlussendlich war es an der Zeit, mich von ihnen zu verabschieden und die Rückreise nach Canberra an zu treten. Die Arbeit ruft wieder.
Craddle Mountain
Lobster Falls
Liffey Falls
klassisches Strassenschild
 Ich hatte eine wunderschöne Zeit in Tasmanien wie auch die eineinhalb Wochen vorher auf dem Festland. Viel Autofahrstunden (2600km alleine auf dem Mainland), aber dies gehört hier in Australien auch dazu, wenn man etwas sehen will. Dazwischen schrieb ich ab und zu für die Swiss Orienteering Webseite oder das Magazin, welches mich dazu angefragt hatte. Aber auch die Vorbereitung für meine Präsentation an der Coaching Confernce von Orienteering Australia nahm Zeit in Anspruch.